Der Weg zur Diagnose: Reizdarmsyndrom

Prof. Dr. med. Martin Storr
Prof. Dr. med. Martin Storr
Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie (LMU)
München
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Bauchschmerzen, Blähungen, Stuhlunregelmäßigkeiten: Viele gastrointestinale Erkrankungen äußern sich durch ähnliche – und damit leider unspezifische – Symptome. Deshalb ist der Leidensweg bis zur Diagnose für die Betroffenen oft lang und nicht nur eine körperliche, sondern auch seelische Belastung. Wird medizinisch keine körperliche Ursache gefunden, werden die Beschwerden dann oft schnell als Reizdarmsyndrom verbucht. Doch diese Diagnose sollte erst nach einem ausführlichen ärztlichen Ausschlussverfahren gefällt werden. Insbesondere glutenbedingte Erkrankungen sollten im Vorfeld unbedingt ausgeschlossen werden.

Glutenbedingte Erkrankungen: was dahintersteckt


Glutenbedingte Erkrankungen rufen bei Verzehr von Gluten mitunter starke Symptome des Verdauungstrakts hervor. Dem Gluten in der Ernährung auszuweichen, ist dabei gar nicht so einfach, weil es in beinahe sämtlichen Getreidesorten wie Weizen, Gerste, Dinkel, Roggen, Emmer, Kamut und Triticale enthalten ist. Wer also an einer glutenbedingten Erkrankung leidet – darunter fallen Zöliakie, Gluten-/Weizensensitivität und Weizenallergie – dem wird es erst einmal so vorkommen, als würde er auf fast alles reagieren. Deshalb ist es wichtig, diese Erkrankungen als Faktoren auszuschließen, bevor die Beschwerden einem möglichen Reizdarmsyndrom zugeschrieben werden.

Zöliakie


Die Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung. Bei Menschen mit entsprechender genetischer Veranlagung führt die Aufnahme von Gluten, selbst in geringsten Mengen, zu einer chronischen Entzündung der Dünndarmschleimhaut. Eine lebenslange, sorgfältig eingehaltene glutenfreie Ernährung lässt die Symptome der Zöliakie abklingen.

Gluten-/Weizensensitivität


Bei einer Gluten-/Weizensensitivität gehen die Beschwerden, laut zahlreicher Studien, mit einer Überempfindlichkeit gegenüber Gluten oder bestimmten Weizeninhaltsstoffen einher – jedoch ohne, dass eine Zöliakie oder Weizenallergie diagnostiziert werden konnte. Dabei können unter anderem Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Verdauungsbeschwerden, Müdigkeit, Muskelschmerzen und viele andere Beschwerden auftreten, die nach einer glutenfreien Ernährung über einen bestimmten Zeitraum wieder abklingen.

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Weizenallergie


Bei einer Weizenallergie reagiert das Immunsystem unangemessen stark auf eigentlich harmlose Eiweißbestandteile des Weizens. Sie äußert sich meist durch Reaktionen der Haut und der oberen Atemwege. Die Therapie erfolgt durch eine weizenfreie Ernährung, die strikt befolgt werden sollte. Andere glutenhaltige Getreidesorten können jedoch verzehrt werden.
 

Nach Ausschluss Reizdarmsyndrom


Tatsächlich ist das Reizdarmsyndrom (IBS) eine häufige Erkrankung des Magen-Darmtrakts. Das Problem ist die Differenzierung zu anderen Erkrankungen, denn typische Symptome eines Reizdarms sind unspezifischer Art – wie Blähungen, Verstopfung, Durchfälle oder Bauchschmerzen. Die Lebensqualität kann dadurch stark eingeschränkt werden. Sobald Ursachen wie Zöliakie, Gluten-/Weizensensitivität oder Weizenallergie sowie weitere organische Ursachen ausgeschlossen wurden, kann das Reizdarmsyndrom als Erkrankung in Betracht gezogen werden. 
 

“Eine in der Praxis häufig gestellte Frage ist, wie viel es braucht, bis man über Ausschlussdiagnostik und Rom-Kriterien zur Diagnose Reizdarmsyndrom kommt. Eigentlich ist das gar nicht so viel. Wenn man die deutschen Leitlinien heranzieht, braucht es ein kleines Maßnahmenpaket, um so wesentliche Dinge wie Zöliakie, chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder verschiedene Formen nahrungsabhängiger Beschwerden auszuschließen. Dann kann mithilfe von Kriterien, die die spezifische Beschwerdedauer betreffen, die Diagnose sehr gut gestellt werden. Und anschließend ist es auch nicht notwendig, immer mal wieder noch etwas Weiteres zu suchen. Denn auch medizinisch ist Häufiges häufig und Seltenes selten.” 
(Prof. Dr. med. Martin Storr)
 

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