Zöliakie

Was ist Zöliakie?

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, die durch das Klebereiweiß Gluten ausgelöst wird. Bei Menschen mit Zöliakie führt der Verzehr von glutenhaltigen Getreidesorten zu einer Entzündung des Dünndarms. Erfolgt keine Ernährungsumstellung, kann die beschädigte Dünndarmschleimhaut nicht mehr genügend Nährstoffe aufnehmen, sodass es zu einer Mangelernährung kommt.

Bis zu ein Prozent der Bevölkerung sind von Zöliakie betroffen, wobei nur bei 10 bis 20 Prozent der Patientinnen und Patienten klassische Beschwerden auftreten. Aufgrund der Vielfalt in der Symptomatik bleibt die Erkrankung oft viele Jahre unentdeckt.1,2

Welche Ursachen hat Zöliakie?

Es gibt bestimmte genetische Voraussetzungen dafür, dass sich eine Zöliakie entwickeln kann. Der menschliche Körper verfügt über sogenannte HLA-Antigene, die einen Teil der Abwehrreaktionen steuern. Bei einer Zöliakie liegen diese HLA-Antigene in besonderer Form vor. Wissenschaftler sprechen hier von HLA-DQ2 und HLA-DQ8.3 Die HLA-Risiko-Antigene sind notwendig, aber nicht allein ausreichend für die Entstehung der Erkrankung. Schätzungen zufolge besitzen 14 bis 30 Prozent der Bevölkerung HLA-DQ2 oder -DQ8- Antigene, davon erkranken aber nur ca. 2 bis 3 Prozent an einer Zöliakie.4 Bei Menschen mit der entsprechenden genetischen Veranlagung kann sich die Zöliakie in jedem Alter entwickeln.5

Gluten als Auslöser der Beschwerden

Das Klebereiweiß Gluten findet sich in Getreidesorten wie Weizen, Gerste, Roggen, Dinkel, Kamut, Spelt oder Triticale. Bei Menschen mit Zöliakie kann schon die Einnahme kleinster Mengen an Gluten eine Immunantwort im Darm auslösen, die die Dünndarmschleimhaut angreift. Die gesunde Dünndarmschleimhaut hat viele kleinste Falten. Die sogenannten Zotten vergrößern die Oberfläche, sodass Nährstoffe schnell vom Darm ins Blut übertreten können. Bei Zöliakie flachen die Zotten stark ab (Zottenatrophie). Dadurch reduziert sich die Oberfläche für die Aufnahme von Nährstoffen wie Proteine, Fette, Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralstoffe. Es kommt zu Mangelerscheinungen.

Wie kann sich Zöliakie bemerkbar machen?

Eine unbehandelte Zöliakie kann Auswirkungen auf verschiedene Organe und Abläufe im Körper haben. Die Erkrankung kann sich daher durch sehr unterschiedliche Beschwerden bemerkbar machen, die individuell unterschiedlich sein können. Zu den gastrointestinalen Symptomen gehören:

  • Chronische Bauchschmerzen
  • Diarrhoe
  • Übelkeit
  • Blähungen
  • Obstipation
  • Postprandiales Völlegefühl

Eine Zöliakie tritt aber auch in Formen auf, die vollständig symptomfrei verlaufen.6

Welche Begleiterkrankungen gibt es?

Es gibt verschiedene Begleiterkrankungen7, die bei einer unbehandelten Zöliakie vorkommen können. Dazu zählen beispielsweise Anämie (Blutarmut), Osteoporose (Knochenbrüchigkeit) und Vitamin- oder Mineralstoffmängel. Aber auch Lebensmittelunverträglichkeiten, Geschwüre in der Mundhöhle oder neurologische Störungen können als Begleiterkrankungen auftreten.8 Zu den Begleiterkrankungen der Zöliakie zählt auch die entzündliche Hauterkrankung Dermatitis herpetiformis Duhring, ein juckender Hautausschlag mit Rötungen und Blasenbildung. Autoimmunerkrankungen sind mit einer Häufigkeit von 35 Prozent bei Menschen mit Zöliakie im Vergleich zu Nichtbetroffenen recht häufig anzutreffen.9 An erster Stelle ist bei den Autoimmunerkrankungen der Diabetes vom Typ 1 zu nennen. Daneben treten auch Schilddrüsen- und Lebererkrankungen vielfach in Kombination mit einer Zöliakie auf.

Diabetes vom Typ 1

Zöliakie und Diabetes vom Typ 1 treten oft gemeinsam auf. Die Häufigkeit der Zöliakie bei Typ-1-Diabetikern liegt je nach Alter zwischen 1,6 bis 9,7 Prozent.10 Umgekehrt haben drei bis sechs Prozent der Menschen mit Zöliakie Diabetes vom Typ 1. Das gemeinsame Auftreten dieser beiden Erkrankungen scheint unter anderem durch eine gemeinsame genetische Veranlagung verursacht zu sein.

Hashimoto Thyreoiditis

Auch Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse kommen bei Menschen mit Zöliakie häufiger vor, insbesondere die sogenannte Hashimoto Thyreoiditis. Diese Autoimmunthyreoiditis ist die häufigste Ursache einer Schilddrüsen-Unterfunktion im Erwachsenenalter. Sie geht mit einer teilweisen oder vollständigen Zerstörung des Schilddrüsengewebes einher.

Autoimmunhepatitis

Die Autoimmunhepatitis ist eine seltene, entzündliche Autoimmunerkrankung der Leber. Dabei greift das körpereigene Immunsystem Leberzellen an, sodass es zur Leberentzündung (Hepatitis) kommt. Aufgrund des gemeinsamen genetischen Hintergrunds tritt eine Autoimmunhepatitis in Kombination mit einer Zöliakie häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung.

Laktoseintoleranz

Vor der Diagnose und auch in der Zeit kurz danach kann bei Menschen mit Zöliakie aufgrund der geschädigten Dünndarmschleimhaut auch eine Laktoseintoleranz auftreten. Hat sich die Dünndarmschleimhaut durch die glutenfreie Diät normalisiert und Laktose wird dennoch nicht vertragen, ist das auf einen genetischen Mangel an einem bestimmten Enzym (Laktase) zurückzuführen. Eine solche Laktoseintoleranz kommt in Südeuropa generell häufig vor und wird nicht durch Zöliakie ausgelöst.11

Schätzungen zu Folge haben in Deutschland etwa 16 Prozent der Bevölkerung eine Laktoseintoleranz.12

Dermatitis herpetiformis Duhring

Die Dermatitis herpetiformis Duhring (DH) ist eine entzündliche Hauterkrankung. Dabei tritt ein stark juckender Hautausschlag mit Bläschen auf, die meist eine rötliche Färbung aufweisen. Da der Ausschlag stark juckt, kratzen sich die Betroffenen oft auf, sodass ein Wundschorf zurückbleibt. In 90 Prozent der Fälle zeigt sich der Ausschlag an Ellbogen und Unterarmen. Andere häufig befallene Stellen sind das Gesäß und die Vorderseite der Knie. Wird eine Dermatitis herpetiformis Duhring festgestellt, liegt automatisch auch eine Zöliakie vor – umgekehrt allerdings nicht zwangsläufig.

Osteoporose

In Studien wurde bei Menschen mit Zöliakie ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche (Frakturrisiko) beobachtet. Dieses ist meist auf eine niedrige Knochenmineraldichte (Osteoporose) zurückzuführen, die bei Menschen mit einer unbehandelten Zöliakie häufiger auftritt.13

Fruchtbarkeitsstörungen

Eine unbehandelte Zöliakie kann bei Frauen zu Unfruchtbarkeit, Früh- oder Fehlgeburten führen – und negative Auswirkungen auf das Geburtsgewicht der Neugeborenen haben.

Wie wird Zöliakie behandelt?

Zöliakie ist zwar (noch) nicht heilbar, eine glutenfreie Diät kann Menschen mit Zöliakie jedoch ein beschwerdefreies Leben gewährleisten: Die Beschwerden verschwinden, Blutwerte und Dünndarmschleimhaut normalisieren sich.14 Wichtig ist, dass die glutenfreie Ernährung konsequent und ohne Ausnahmen umgesetzt wird. Denn das Immunsystem und die Zotten im Dünndarm reagieren bei dieser Autoimmunerkrankung schon auf kleinste Mengen von Gluten. Auch wenn das mitunter nicht unmittelbar spürbar ist, kann es der Gesundheit von Darm und Körper dennoch nachhaltig schaden.15

Quellenangaben

1Leitlinie Konsultationsfassung-LL-Zoeliakie_01.10.21.pdf (dgvs.de).
2European Society for the Study of Coeliac Disease (ESsCD) guideline for coeliac disease and other gluten-related disorders - PubMed (nih.gov).
3https://www.schaer.com/de-de/a/begleiterkrankungen-der-zoeliakie
4Lebwohl B, Sanders DS, Green PHR. Coeliac disease. Lancet. 2018;391(10115):70-81.
5Schär Content: Zoeliakiebuch_2019-05.pdf, Seite 5.
6Schär Content: Zoeliakiebuch_2019-05.pdf, Seite 6.
7https://www.schaer.com/de-de/a/begleiterkrankungen-der-zoeliakie
8Schär Content: Zoeliakiebuch_2019-05.pdf, Seite 6.
9Bibbò S, Pes GM, Usai-Satta P, Salis R, Soro S, Quarta Colosso BM, et al. Chronic autoimmune disorders are increased in coeliac disease: A case-control study. Medicine. 2017;96(47):e8562
10Pham-Short A, Donaghue KC, Ambler G, Phelan H, Twigg S, Craig ME. Screening for Celiac Disease in Type 1 Diabetes: A Systematic Review. Pediatrics. 2015;136(1):e170-6.
11https://www.schaer.com/de-de/a/faq-zoeliakie-und-laktoseintoleranz
12Christian Løvold Storhaug, Svein Kjetil Fosse, and Lars T Fadnes, “Country, Regional, and Global Estimates for Lactose Malabsorption in Adults: A Systematic Review and Meta-Analysis,” thelancet.com, Oct. 1, 2017.
13Zanchetta MB, Longobardi V, Bai JC. Bone and Celiac Disease. Current osteoporosis reports. 2016;14(2):43-8.
14https://www.schaer.com/de-de/a/faq-heilung-zoeliakie
15https://www.schaer.com/de-de/a/faq-ausnahmen

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